Eigensinnige Typen

Beim Blick in das neu gestaltete Schaufenster bei Seipp in Waldshut fallen spontan Begriffe wie Kuba, Retro oder Lebensfreude ein. Was steckt dahinter?

Neu gestaltetes Schaufenster bei Seipp in Waldshut

Das Konzept schafft eine Plattform, auf welcher wiederbelebte alte Entwürfe und ungewöhnliches Neues in einem fröhlichen Mix zusammenspielen. Einige dieser Newcomer wirken wie eine Retrospektive guter alter Zeiten. Andere sind ungewöhnliche zeitgenössische Entwürfe. Die Gestalter in Waldshut möchten Mut machen, beim Einrichten einen individuellen Weg zu gehen. Alte Lieblingsstücke dürfen mit Neuem auch einmal mutig in Kontext gesetzt werden. Wer sich in seinem gestalteten Umfeld selbst wieder findet, hat meist auch Freude am Wohnen.

Wir stellen Ihnen drei eigensinnige Typen vor.

Der wiederentdeckte Schatz

Stuhl „H57“

Designer: Herbert Hirche (* 20. Mai 1910; † 28. Januar 2002)

Nach einer Tischlerlehre Studium am Bauhaus in Dessau und Berlin
Schüler von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich
Mitarbeit bei Egon Eiermann und Hans Scharoun
Professur für Innenarchitektur und Möbelbau an der staatl. Akademie der bildenden Künste, Stuttgart
Freischaffender Architekt, Designer und Ausstellungsgestalter
Mitglied im Rat für Formgebung, im Verband Deutscher Industriedesigner und im Werkbund

In den 1950er bis 70er Jahren zählte Herbert Hirche zu den wichtigen Figuren des Möbel- und Produktdesigns, darunter für Braun oder Wilkhahn. Seine Entwürfe waren sein Leben lang von klassischem Funktionalismus geprägt. Der Bauhaus-Schüler Hirche erlebte die Zeit des Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders, in der seine klaren Entwürfe wegweisend wurden, und lehrte im Zeitalter der Technologisierung stets Schlichtheit und Maßhalten. Sein letztes Lehrjahr an der staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart haben auch Albert und Inge Seipp während ihres Studiums der Innenarchitektur aktiv miterlebt.

Der Stuhl „H57“ wurde in diesem Jahr von Richard Lampert neu aufgenommen. Entdeckt wurde der Polstersessel mit Stahlrohrgestell bei einem Besuch anlässlich des 100. Geburtstages des Gestalters in seinem Wohnhaus in Stuttgart. Bei Seipp in Waldshut steht der überaus bequeme Klassiker im grünen Originalbezug.

Eine Produktauswahl von Richard Lampert finden Sie auf unserer Website.

In alter Tradition

Stuhl „Prater“

Marco Dessí (* 23. Februar 1976 in Meran)

Ausbildung zum Zahntechniker
Studium Industriedesign an der Hochschule für angewandte Kunst, Wien
zahlreiche Auszeichnungen

Der Italiener gehört zu den jungen Designern, über die man spricht. Sein Stuhl „Prater“, ebenfalls zu finden in der Kollektion von Richard Lampert, nimmt den formalen Ansatz traditioneller Wiener Kaffeehausstühle auf. Aus mit schwarzem Phenolharzleim verpresstem Birkensperrholz werden mit CNC-Frästechnologie die Teile herausgearbeitet. Die dadurch zum Vorschein kommenden Holzschichten verleihen dem Stuhl seine charakteristische Oberfläche.

Zufällig Retro

Bett „Mellow“

Design von Formstelle

Formstelle heißt das im Jahr 2000 gegründete Büro unter Leitung von Claudia Kleine und Jörg Kürschner, die sich mit Gestaltungen in den Bereichen Innenarchitektur, Produktdesign und Corporate Identity befassen. Bei ihnen verbinden Raum und Objekt Form und Vergnügen.

„Mellow“ wirkt leicht und ungezwungen. Sein schlanker Rahmen, die feinen Linien und die bequeme Polsterung zeichnen dieses Bett aus. Originell ist die Schnürung mit Kernlederriemen im Rückenteil, die den kuscheligen Rückenkissen Halt gibt. 2010 von Zeitraum auf der Mailänder Möbelmesse vorgestellt, waren wir sofort begeistert von dieser Anmutung, bei der auch ein Hauch Retro mitschwingt, was jedoch durch Zufall entstanden ist. Reduktion und Bequemlichkeit standen beim Entwurf im Vordergrund.