Seipp News | Wissenswertes über die großen Designer aus zwei Jahrhunderten, über Aktuelles aus der Welt des Einrichtens, Möbelkulturelles und mehr.

Im Gespräch
mit Jochen Seipp, als Geschäftsführer verantwortlich für den betrieblichen Umweltschutz im Unternehmen, das seit 1999 nach EMAS zertifiziert ist
Die Redaktion: Herr Seipp, was bewegt ein Möbelhaus dazu, Umweltschutz zu betreiben?
JS: Am Anfang stand ein Pilotprojekt. Mein Vater hat sich in den 90er Jahren zusammen mit anderen Unternehmen aus unserer Region und mit Unterstützung der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee und des Einzelhandelsverbandes dafür eingesetzt, dass die Umweltzertifizierung nach Öko-Audit nicht allein der Industrie und dem produzierenden Gewerbe vorbehalten bleibt, sondern auch für den Handel zugänglich wird.
Wir waren das erste Möbelhaus in Europa, das nach den europäischen Umweltrichtlinien validiert wurde. Die Energie, ein solches Projekt anzugehen und durchzusetzen, stammte sicherlich aus einer tiefen Verwurzelung mit unserer Region und dem Wunsch, sie in ihrem Facettenreichtum für uns und die nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Die Redaktion: Wie sieht Umweltschutz in der Praxis aus? Was können Sie erreichen?
JS: Es war ein längerer Weg, den Seipp Wohnen gehen musste. Mit der Validierung nach EMAS sind wir verpflichtet, ein Handbuch mit strengen Vorgaben zu führen. Das war am Anfang nicht leicht, hat uns aber sehr geholfen, unsere Organisationsstrukturen zu verbessern. Ein kompetentes Umweltteam arbeitet die jeweiligen Ziele aus und setzt sie mit der Unterstützung aller Mitarbeiter um. Bisher ganz erfolgreich, denn wir konnten in den letzten 10 Jahren unseren Energieverbrauch trotz gestiegener Flächenanteile und Mitarbeiterzahlen kontinuierlich und dauerhaft senken. Das ist messbar.
Zu den nicht messbaren Erfolgen gehört sicherlich die Einbindung aller Mitarbeiter. Wir schulen sie und sprechen offen mit ihnen über unsere Umweltprojekte. Als Einrichter erreichen wir eine noch höhere Exklusivität. Das Sortiment, das wir anbieten, ist sehr hochwertig. Bei uns zählen zu Materialqualität, Langlebigkeit und exklusivem Design auch gute Umwelteigenschaften.
Die Redaktion: Umweltschutz kostet Geld. Rechnet sich Ihr Engagement?
JS: Ja und nein. Wir haben eine Philosophie, in der auch der Schutz unserer Umwelt verankert ist. Wir handeln aus Überzeugung, es ist uns von Anfang an klar gewesen, dass betrieblicher Umweltschutz nicht gewinnorientiert ist. Den wirtschaftlichen Nutzen, den wir daraus ziehen, können wir gar nicht dokumentieren. Die Auszeichnungen, die wir bisher erhalten haben, bestätigen uns jedoch. An erster Stelle steht aber der Mensch, also auch unsere Kunden. Wir versuchen ihnen aufzuzeigen, was sie von unserem Umweltengagement haben. Wir wollen glaubwürdig sein. Deshalb legen wir auch großen Wert auf unsere Lieferantenbewertungen.
Die Redaktion: Müssen Sie viel Überzeugungsarbeit leisten?
JS: Wir wollen unsere Kunden nicht missionieren. Der Wunsch, ökologisch vertretbare Möbel zu kaufen, muss von ihnen selbst kommen. Wir können nur Unterstützung anbieten und klar sagen, welche Kollektionen welche Umwelteigenschaften haben. Das machen wir durch Hinweise in der Möbelausstellung, im Beratungsgespräch und durch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit.
Die Redaktion: Wie viele Möbelhäuser betreiben heute betrieblichen Umweltschutz?
JS: Bisher nur sehr wenige. Soweit ich weiß, sind außer uns in Deutschland nur ein oder zwei weitere Möbelhändler nach EMAS zertifiziert. Was nicht ausschließt, dass auch andere sich in ihren Betrieben für Umweltthemen engagieren. Ich finde es wichtig, in kleinen Schritten zu denken, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren. Nur so sind wir da hin gekommen, wo wir heute stehen. Jeder, der beispielsweise eine konsequente Abfalltrennung durchführt, Ökostrom bezieht oder energiesparende Fahrzeuge und Maschinen betreibt, leistet schon einen nennenswerten Beitrag zum Umweltschutz, auch ohne Zertifizierung.
Die Redaktion: Was wünschen Sie sich in Sachen Umwelt für die Zukunft?
JS: Dass dieses Thema trotz der schweren Wirtschaftskrise auf der Tagesordnung bleibt. Die nachfolgenden Generationen sollten in dem Bewusstsein aufwachsen, dass die Schonung unserer Erde und ihrer natürlichen Ressourcen ein ernst zu nehmendes Anliegen ist.
Seipp News
herausgegeben von Seipp Wohnen, versteht sich als Medium für Designinteressierte.
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