Im Gespräch

mit Götz Ladendorf, Ausbildungsleiter bei Seipp Wohnen über den

IHK Bildungspreis

Im Februar 2014 wurde Seipp Wohnen mit dem Deutschen Bildungspreis der Industrie- und Handelskammer ausgezeichnet. Unter 160 Bewerbern konnte das Unternehmen mit einem ungewöhnlichen Ausbildungsprojekt punkten und in Berlin die Jury überzeugen.

Zum Film des Preisträgers


Ihr Projekt wurde zum Sieger der Kategorie „Innovation“ gekürt. Was darf man sich unter dem Bildungspreis vorstellen?

Der IHK Bildungspreis zielt darauf ab, der dualen Ausbildung in Deutschland ein beispielhaftes Gesicht zu geben und die berufliche Bildung zu stärken. Mit der Auszeichnung herausragender betrieblicher Konzepte zur Berufsausbildung sollen vorbildliche Ausbildungsbetriebe belohnt und Anreize für andere Unternehmen geschaffen werden. Das ist in insgesamt fünf Kategorien gut gelungen.

Beschreiben Sie uns Ihr Projekt?

Bei Seipp Wohnen bestand schon länger der Wunsch, erschwingliche Möbel für Ersteinrichter zu präsentieren und die Hemmschwelle unsere Einrichtungshäuser zu besuchen bei jungen Menschen zu senken. Wir führen schon seit vielen Jahren auch Kollektionen im Einstiegsbereich, haben aber oft mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass wir ausschließlich hochpreisige Möbel zeigen.

So sind wir 2010 auf die Idee für „Young Living“ gekommen: Unsere Auszubildenden durften in einem groß angelegten Projekt zwei eigene Wohnungen einrichten und einem „jungen“ Publikum präsentieren.

Als Sonderausstellung wurden für drei Monate die Wohnungen „red flat“ und „lime loft“ inszeniert, die ausschließlich mit erschwinglichen Produkten ausgestattet waren und einen ungewöhnlichen Mix aus geradlinigen Möbeln, verrückten Gegenständen und Klassikern zeigten.

Wer war beteiligt?

Alle elf Auszubildenden aus drei Lehrjahren, darunter zehn angehende Kaufleute im Groß- und Außenhandel und ein Student der Betriebswirtschaftslehre im dualen Studium. Die Azubis wurden in allen Bereichen von unseren eigenen Fachkräften unterstützt und begleitet. So konnten wir ihnen einen großen Freiraum lassen und sie gleichzeitig von unserem Know-how in Innenarchitektur, Einkauf, Marketing und Organisation profitieren lassen und ihnen die notwendige Sicherheit geben.

Was haben die Azubis bei „Young Living“ im Einzelnen gemacht?

Sie haben zusammen mit unserer Innenarchitektin die Wohnungen geplant, bestückt, eingerichtet und dekoriert. Es wurden Anzeigen entworfen, Facebook-Einträge gemacht und Prospekte gedruckt. Alle Azubis haben sich viel Fachwissen über die Produkte und die Designer angeeignet. Sie wurden im Warenwirtschaftsprogramm geschult, so dass sie die Kundenberatung bis zum fertigen Auftrag abwickeln konnten. Auch das Eröffnungsevent an einem verkaufsoffenen Sonntag im Herbst 2010 wurde mit gesunden Snacks, Getränken und Livemusik selbstständig organisiert. Anschließend haben immer zwei Azubis die beiden Wohnungen betreut und Kunden beraten.

War das Projekt erfolgreich?

Wir hatten hier die Möglichkeit, unseren Azubis die Einrichtungsplanung anzuvertrauen, was wir in anderen Sortimentsbereichen nicht gern tun, da diese sehr komplex sind und Auszubildende leicht überfordern. Im „Young Living“ waren das Sortiment und die Auswahlmöglichkeiten so eingegrenzt, dass sogar die ganz frischen Azubis gut und sicher beraten konnten.

Unsere Idee, Synergien zu nutzen, ist hier voll aufgegangen. Junge Menschen wurden von jungen Menschen beraten, das ist eine andere Ebene und hat zum Erfolg des Projektes beigetragen. Letztlich wurde ein Großteil der Möblierung fest in unsere Ausstellung im Tiengener Einrichtungshaus integriert. Viele Möbel finden sich in unserem Prospekt „FreiRaumWohnung“ wieder.

Was zeichnet die Ausbildung bei Ihnen aus?

Wir legen großen Wert auf eine hohe Leistungsbereitschaft unserer Azubis. Dafür bieten wir eine überdurchschnittliche Qualifikation, z.B. durch Materialkundeschulungen, intensive Prüfungsvorbereitung und eine offene Kommunikation. Unsere Azubis durchlaufen nach Möglichkeit alle Abteilungen in beiden Einrichtungshäusern. Sie wählen einen Sprecher, der ihre Interessen vertritt, führen Projekte durch und verfassen Berichte in unserer betriebsinternen Zeitschrift.

Mit der ortsansässigen Realschule besteht eine Bildungspartnerschaft, die den Schülern u.a. das Kennenlernen unseres Betriebes in einwöchigen Praktika ermöglicht. Es können sich aber auch Praktikanten von anderen Schulen bewerben.