Seipp News | Wissenswertes über die großen Designer aus zwei Jahrhunderten, über Aktuelles aus der Welt des Einrichtens, Möbelkulturelles und mehr.

Ein Mann, ein Wort –
Nils Holger Moormann

Möbel für die Seele

1982 stellte der junge Nils Holger Moormann sein erstes Möbelstück aus. Es war das „gespannte Regal“, das der Designer Wolfgang Laubersheimer entworfen hat.

Seit 1982 ist der Stuttgarter Moormann in Aschau im Chiemgau ansässig. Eine ehemalige Reithalle des Adelsgeschlechts von Cramer-Klett wurde 1998 zur Designschmiede umgebaut. Heute beschäftigt der Unternehmer 20 Mitarbeiter, wobei ein vierköpfiges Designteam die Entwürfe meist junger, unbekannter Designer auf Herz und Nieren prüft, verbessert und zur Produktionsreife bringt. Produziert wird in regionalen Betrieben, die vor allem heimische oder, im weitesten Fall, nordeuropäische Hölzer verwenden. Die kurzen Wege, die Nutzung der regionalen Infrastruktur und die eingesetzten Materialien zeugen von ökologischer Verbundenheit.

Begrüßung mit „wehenden Kuhhinterteilen“

Der Besucher wird schon aus der Ferne von im Wind wehenden Kuhhinterteilen in Flaggenform begrüßt. Büros und Werkstatt haben ihren kargen Stallcharakter behalten und wurden mit einfallsreichen Details geschmückt.

Von ehrlichem Humor zeugen auch die Entwürfe. Kantig, durchdacht, praktisch und formal auf ihren Zweck reduziert, wirken sie außergewöhnlich einfach. Die Möbelwelt liebt sie. Auch die Produktnamen sprechen eine deutliche Sprache: Kant, Tischmich, Hutab, Siebenschläfer, Liesmichl, Buchstabler oder Bookinist bringen es auf den Punkt.
Letztere sind Zeugen der tiefen Bücherliebe von Nils Holger Moormann.

Lebenslauf von Nils Holger Moormann

Anders als viele andere erfolgreiche Gestalter kam Nils Holger Moormann über eine Zufallsbegegnung zum Möbeldesign. Nach abgebrochenem Jurastudium traf er während einer Tramp-Tour einen Architekturstudenten, der ihn wortreich begeisterte.

Er wird als Querkopf bezeichnet. Wenn es quer ist, klare Aussagen zu machen und Stellung zu beziehen, ist diese Aussage sicher zutreffend – das gilt ebenso für seine Entwürfe und Produktionen wie für ihn selbst. Moormann scheint rund um die Uhr zu arbeiten, nimmt sich auch Zeit für internationale Jurortätigkeiten und Vorträge.

Seit 2008 ist das Gästehaus berge (abgeleitet von Herberge) für designinteressierte Menschen offen. Das Gebäude mit 500jähriger Geschichte stand auf dem Grundstück, das Moormann eigentlich für den Bau einer neuen Lagerhalle gekauft hatte. Der Neubau scheiterte jedoch am Einspruch eines Nachbarn, der diesen nicht genehmigte.

Was dann aus dem alten Haus in liebevoller, durchdachter Kleinarbeit entstanden ist, ist eine andere Geschichte, nachzulesen als PDF (288 KB).

Das Seipp-Team war schon dort und ist sich einig: Ein Besuch lohnt sich.